Dirk im Detail
Jürgen Kalwa blickt in seinem Buch „Dirk Nowitzki. So weit, so gut“ mit Tiefgang und Feingefühl auf die einzigartige Karriere Nowitzkis zurück.
Die Bilderbuchkarriere von Dirk Nowitzki ist vorbei. Die NBA-Laufbahn des deutschen Ausnahmebasketballers endete am 10. April 2019 in San Antonio. Ein langer Weg liegt hinter ihm, ein Weg voller Lasten und Leiden, voller Erwartungen und – bei Nowitzki – letztlich auch Erlösung. Dieses Sprachbild erinnert an Sisyphos, der immer wieder einen Felsen einen Berg herauf trug, dieser aber stets wieder herunterrollte, wenn er oben war.
Jürgen Kalwa vergleicht Dirk Nowitzki in seinem Buch „Dirk Nowitkzi. So weit, so gut“ mit dem tragischen Helden der griechischen Mythologie. Nowitzki opferte sich jahrelang auf, schien zum Scheitern verurteilt zu sein (2006 unterlag er mit Dallas nach einer 2-0-Führung noch in den NBA Finals, ein Jahr später schied er als MVP mit den Mavs in der ersten Playoff-Runde aus), ehe er 2011 doch noch den NBA-Olymp erklomm und seine beispiellose Karriere mit der Meisterschaft krönte.
„Sisyphos schafft es auf den Gipfel. Und der schwere Ball, den er jahrelang immer wieder hinaufzurollen versucht hat, bleibt für einen Moment da oben liegen.“
Jürgen Kalwa in „Dirk Nowitzki. So weit, so gut“, S. 65
Es sind die Sprachbilder und es ist die Sprache, die Kalwas Buch von anderer Sportliteratur abhebt. Es sind Geschichten, die sich nicht in Statistiken verlieren, sondern aufzeigen, wie viel mehr Bedeutung sich im Sport und hinter deren Protagonisten verbirgt.
Der Untertitel des lesenswerten Sportbuchs lautet: „Von Würzburg zum Weltstar – eine etwas andere Biographie“. Und damit trifft Kalwa in Zeiten einer Flut von Rückblicken auf Nowitzkis aktive Zeit genau ins Herz der wissenshungrigen Sport-Fans. Kalwa hat den besten europäischen Basketballer über 20 Jahre lang begleitet und zeichnet in seinem Werk die vielen Höhen und wenigen Tiefen von Nowitzkis Karriere nach. Zugleich porträtiert er die einflussreichsten Figuren in Nowitzkis Umfeld und räumt mit Mythen auf, die um den NBA-Start des Würzburger ranken.
„Das Buch ist […] bewusst keine Biographie im klassischen Sinne. […] Es geht aus meiner Sicht bei solchen Betrachtungen unter anderem darum, der hektischen Rezeption von Sport eine zusätzliche, tiefer schürfende Dimension hinzuzufügen.“
Jürgen Kalwa in „Dirk Nowitzki. So weit, so gut“, S. 27
Beim Lesen bekommt man das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Es ist zu spüren, dass Kalwa als US-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und des Deutschlandfunks Wert auf Authentizität und Feingefühl legt, der Leser wird mitgenommen auf eine Reise ins Innere des Systems. Kalwa ist dafür der geeignete Reiseleiter mit Erklärungen, Eindrücken, Ausführungen, Beschreibungen und Hintergrundgeschichten.
Auf 268 Seiten und sechs Kapiteln erfährt der Leser viel Neues aus einer besonderen Perspektive, weil Kalwa über Jahre hinweg notiert, verfasst, reflektiert und geschrieben hat, um die Geschichte Nowitzkis in 37 Kolumnen im Kapitel „Die Sache mit dem Sisyphos. Das Bild einer Entwicklung – montiert aus den Eindrücken der jeweiligen Zeit“ in damaligen wie in den gegenwärtigen Kontext einzuordnen.
Fans von Dirk Nowitzki werden erstaunt sein, wie viel sie noch nicht über den Würzburger Weltstar wussten, wenn sie Kalwas Buch studieren. „Dirk Nowitzki. So weit, so gut“ ist anspruchsvolle Sportliteratur mit Tiefgang über einen außergewöhnlichen Athleten und dessen Wegbereiter.
„Dirk Nowitzki. So weit, so gut“ von Jürgen Kalwa
- Taschenbuch: 268 Seiten
- Verlag: Arete Verlag (9. April 2019)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3964230111
- ISBN-13: 978-3964230119